Rückfälle bei Angststörungen – Wie du am besten mit Rückfallen umgehen kannst

Du wirst es sicherlich kennen: ein paar Tage fühlst du dich, als hättest du dein altes Leben zurück, doch dann wirst du wieder von Ängsten und Panik heimgesucht.

Wahrscheinlich wirst du es nicht glauben, aber oft sind diese Rückfälle etwas Gutes.

Ich möchte dir zeigen, wie du diese Rückfälle positiv nutzen kannst und sie keinen negativen Einfluss mehr auf dich haben.

Wieso kommt es zu Rückfällen?

Angst wie auch Panik ist immer direkt mit Stress verbunden. Ohne Stress kann es weder Angst noch Panik geben. Alle Symptome die wir bei Angst oder einer Panikattacke fühlen, sind genau genommen Stresssymptome.

Stress kann nicht nur durch äußere Faktoren wie zum Beispiel Schmerz und Lärm ausgelöst werden, sondern entsteht meistens durch die fehlende Kontrolle über die eigene Gedankenwelt oder schlichtweg eine falsche Perspektive.

Je nach Grundanspannung (die zum Beispiel durch alltäglichen Stress) entsteht, ist der Weg zum Angstzustand oder einer Panikattacke kürzer oder länger. Ein höhere Grundanspannung macht den Weg zur Angst und zur nächsten Panikattacke kürzer.

Eine niedrige Grundanspannung macht den Weg zur Angst und zur Panikattacke länger. Hatten wir eine lange Zeit Ruhe vor den Symptomen der Angststörung, liegt das mit großer Wahrscheinlichkeit an einer niedrigen Grundanspannung. Unser Stressfass wurde quasi nie bis obenhin gefüllt. Dass unsere Grundanspannung einen Tiefpunkt erreicht, kann folgende Gründe haben:

  • Durch Ablenkung ist die Angst und somit auch der Stress in den Hintergrund gerückt. So werden keine Stresshormone durch negative Gedanken ausgeschüttet.
  • Wir haben ein Bewusstsein für unseren Stress entwickelt und können durch aktives Handeln unseren eigenen Stresspegel regulieren.
  • Durch einen körperlich sowie geistig gesunden Lebensstil halten wir unser Stressniveau bzw. unsere Grundanspannung konstant unten

Häufig kommt es zu Rückfällen, wenn wir anstatt zu leben, unserem Kopf wieder grünes Licht geben, uns ins Chaos zu stürzen. Auch dies kann mehrere Ursachen haben.

Wenn man von einem positiven Mindset in ein negatives Mindset verfällt und sich auf die negativen Aspekte konzentriert, sorgen diese negativen Gedanken dafür, dass kontinuierlich Stresshormone ausgeschüttet werden.

Das Gleiche passiert, wenn die Ablenkung nachlässt und wir mit uns selbst konfrontiert werden. Wenn man in solch einer Situation nicht in der Lage ist, sich selbst zu reflektieren, kann es schnell wieder dunkel werden.

Meistens stellt man fest, dass Leute einen Rückfall erleben, nachdem sie einer stressigen oder belastenden Situation ausgesetzt waren. Wo wir wieder beim Thema “Stressfass” wären.

Aber dich interessiert wahrscheinlich viel weniger, wieso es zu Rückfällen kommt, als der Schlachtplan, den man bereithalten sollte, wenn es soweit ist.

 

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Wie sollte man auf Rückfälle reagieren?

Ich weiß, es ist leichter gesagt als getan, aber sobald nach längerer Zeit mal wieder eine Panikattacke auf dich herabregnet, solltest du erst einmal Ruhe bewahren.

Das geht meiner Meinung nach am besten mit einer ordentlichen Atemübung.

Wenn du keine Ahnung hast, wovon ich rede, dann schau’ mal in meinem Beitrag zum Thema Atemübungen vorbei.

Ein Rückfall ist kein Schritt nach hinten, sondern ein Schritt nach vorne. Bevor du dich also wieder in Gedankengänge à la “jetzt fängt das wieder an” oder “ich habe gedacht es ist vorbei” verwickelst, solltest du dir klarmachen, dass Rückfälle einfach zum Heilungsprozess dazugehören.

Ich kann dir eine kurze Geschichte von mir erzählen, die dir den Unterschied zwischen einem “Schulterzucken” und einem Zusammenbruch bei einem Rückfall zeigen soll.

Besonders am Anfang meine Angststörung (ca. die ersten beiden Jahre) war ein Rückfall nach einer kurzen symptomfreien Zeit für mich der Auslöser dafür, mich wieder wochenlang in Selbstmitleid zu suhlen und meine Opferrolle zu zelebrieren. Gegen Ende meiner Angststörung wurden Rückfälle dann nur noch mit einem Schulterzucken akzeptiert.

Der Unterschied: Sobald du einen Rückfall als normalen Prozess auf dem Weg der Heilung betrachtest, verliert dieser stark an Macht und anstatt dich wochenlang in ein schwarzes Loch zu werfen, wachst du am nächsten Tag wieder frisch und erholt auf. Es ist generell so mit der Angst, dass sie nur soviel Macht hat, wie wir ihr geben.

Hinzukommend sei gesagt, dass du einen Rückfall nicht als alleinstehende Situation betrachten solltest, sondern als Teil der Besserung/Heilung. Wenn du einen Rückfall als separates, traumatisierendes Erlebnis bewertest, ziehst du dich unnötig an dieser Situation auf und sie schadet dir mehr, als sie dir hilft. Die Perspektive zählt!

Erinnere dich an frühere Erfolge

Besonders nach Rückfällen und in schlechten Zeiten neigen wir dazu, zu vergessen wie stark wir eigentlich sind. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich klarzumachen, was man schon alles unbeschadet überstanden hat. Und genau an diesen vergangenen Erfolgen solltest du festhalten.

Wenn du einen Rückfall überstanden hast, überstehst du auch weitere. Und je mehr es sind, desto leichter steckst du den nächsten weg. Eine Angststörung ist ein stetiger Lernprozess. Je öfter man die Dinge konfrontiert, vor denen man Angst hat, desto weniger Macht hat die Angst.

Rückfälle sind etwas Gutes!

Wahrscheinlich wirst du mir hier nicht auf Anhieb zustimmen, aber Rückfälle sind etwas Gutes. Denn sie zeigen dir, dass du dich auf dem richtigen Weg befindest. Dazu muss ich kurz sagen: “Auf dem richtigen Weg” nicht auf kurze Sicht gesehen, denn Stress ist nie etwas Gutes (und schließlich hat der Stress diesen Rückfall ausgelöst), sondern auf lange Sicht.

Ich habe es mir immer folgendermaßen ausgemalt. Eine Angststörung ist wie ein Hund. Wenn du gelernt hast, ihr keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken, wird sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um deine Aufmerksamkeit wieder zu erhalten und ihr somit noch mehr Macht zu geben.

Die Angst handelt dann nach dem Schema: “Ach, davor hat er/sie keine Angst mehr? Wie wäre es mal mit ein paar neuen Symptomen?” oder “hey, die Panikattacken waren wohl noch nicht stark genug. Machen wir sie mal eine ganze Spur schlimmer”.

So will die Angst sichergehen, dass du ihr wieder deine Aufmerksamkeit zukommen lässt und ihr wieder die Macht gibst, die sie braucht, um zu existieren. Das ist zugegebenermaßen wahrscheinlich kein wissenschaftlicher Ansatz, aber definitiv ein philosophischer.

Hinzukommend muss ich sagen, dass mich genau dieses Mindset immer sehr motiviert hat, wenn es mal wieder einen Rückfall gab. Mittlerweile lebe ich ca. 2 Jahre ohne Angst und Panik bzw. ohne krankhafte Angst und Panik.

Was viele Betroffene verlernt haben zu verstehen ist, dass auch gesunde Menschen gute und schlechte Tage haben. Auch ich habe Tage, an denen ich ohne Ende gestresst bin. Ich verfalle dadurch aber nicht mehr in Angstzustände oder Panikattacken.

 

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Angst ist natürlich

Ein weiterer Punkt auf den ich kurz eingehen will ist folgender: Eine Angststörung ist eine Störung, aber Angst ist etwas absolut natürliches.

Und genau aus diesem Grund sollte man versuchen, sich nach einer symptomfreien Zeit nicht an einer Angst aufzuziehen. Diese muss nämlich nicht immer Teil der Störung sein, sondern kann von ganz normaler Natur sein. Ich kenne es ja selbst. Ist man von dieser Störung betroffen, wird alles als Bedrohung wahrgenommen. Dies beinhaltet auch völlig normale Sachen wie zum Beispiel:

  • Nervosität
  • Schlechte Laune
  • Angst
  • Müdigkeit

Das sind Sachen, die auch ein gesunder Mensch erlebt. Angstpatienten neigen jedoch häufig dazu, genau diese Aspekte zu überbewerten. Auch hier kann Selbstreflexion ein ganzes Stück weiterhelfen. Denn dadurch lernen wir zu unterscheiden, ob die “Symptome” normal sind oder ob sie der Störung zuzuordnen sind.

Zum Schluss noch eine kleine Zusammenfassung, wie du mit Rückfällen umgehen solltest:

  1. Wenn es zu einem Rückfall kommt, heißt es “Ruhe bewahren” -> Atemübung
  2. Nicht jedes Symptom ist der Angststörung zuzuordnen
  3. Mache dir bewusst, dass Rückfälle zum Heilungsprozess dazugehören
  4. Halte dir vor Augen, was du schon alles überstanden hast
  5. Akzeptiere den Rückfall und nimm ihm so jegliche Macht

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