Wie oft musstest du folgende Aussage schon hören?
“Eine Angststörung ist nicht heilbar. Du kannst nur lernen, damit umzugehen.”
Ich kann dir versichern, dass diese Aussage sehr unüberlegt ist. Natürlich ist es möglich, eine Angststörung zu überwinden.
Warum ich mir da so sicher bin?
Weil ich selbst sechs Jahre lang Angstpatient war und meine Angststörung erfolgreich überwunden habe.
Mein Erfolgsrezept möchte ich dir natürlich nicht vorenthalten.
Erfahrungen aus erster Hand
Wie oft hast du im Internet schon nach Erfolgsgeschichten gesucht?
Und wie schnell musstest du feststellen, dass diese eher eine Seltenheit sind?
Verzweiflung machte sich breit und du hast dich gefragt: “Gibt es denn niemanden, der seine Angststörung überwunden hat? Muss ich bis an mein Lebensende mit dieser Krankheit leben?”
Für mich gibt es darauf eine klare Antwort: Nein, du musst nicht damit leben.
Eine Angststörung muss keine Diagnose fürs Leben sein.
Du fragst dich jetzt aber sicherlich, warum es dann so wenige Erfolgsgeschichten gibt…
Stell dir vor, du wärst deine Angststörung los und könntest dein Leben wieder uneingeschränkt genießen. Wie groß wäre die Chance, dass du dich trotzdem weiterhin mit dem Thema Angststörung beschäftigst und deine Erfahrungen mit anderen im Internet teilst?
Vermutlich sehr gering.
Du musst schließlich alle schönen Dinge nachholen, die du die letzten Jahre verpasst hast.
Ich persönlich möchte nicht zu den Menschen gehören, die ihre Erfahrungen für sich behalten, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Einfluss ein positiver Erfahrungsbericht auf andere haben kann.
Aus diesem Grund möchte ich einen Teil meines Erfolgsrezepts mit dir teilen.
Angststörung überwinden – die drei Grundpfeiler zum Erfolg
Eine Angststörung zu überwinden ist eine schwere Aufgabe. Es gibt nicht die eine Methode, die die Angst einfach so verfliegen lässt. Ich bin generell der Meinung, dass Angststörungen sehr oberflächlich gesehen und auch behandelt werden. Es gibt so viele Faktoren im Leben, die Angst auslösen oder verschlimmern können, von denen die meisten Betroffenen noch nie etwas gehört haben.
Von diesen drei besonders wichtigen Grundpfeilern muss aber jeder Betroffene gehört haben…
Angststörung-Grundpfeiler Nr.1: Akzeptanz
Als ich damals das erste Mal davon gelesen habe, dass ich meine Angststörung akzeptieren muss, wusste ich nicht so ganz, was das bedeuten soll.
Wie kann ich etwas akzeptieren, was mein Leben so negativ beeinflusst?
Die Angst zu akzeptieren bedeutet, nicht in Gedanken dagegen anzukämpfen.
Was ich damit meine? Ich zeige dir ein paar Gedankengänge, die in die Kategorie “Kampf” gehören:
- “Wird das jetzt für immer so bleiben?”
- “Ich will das nicht mehr.”
- “Diese Angst soll endlich aufhören.”
Ich bin mir sicher, dass du solche Gedanken auch schon gedacht hast. Doch haben dich diese Gedanken bis jetzt weitergebracht oder haben sie nur noch mehr Stress in dir ausgelöst, der letztendlich deine Angst gefüttert hat?
Wir beide kennen die Antwort.
Akzeptiere, dass du ängstlich bist. Nimm wahr, wie es gerade ist und wie es sich anfühlt, aber hör auf dir zu denken, wie es sein sollte.
Lass die Angst zu.
Erlaube dem Gefühl, deinen Körper zu durchströmen, ohne es verändern zu wollen.
Es ist normal. Angst ist das Normalste der Welt. Sobald du anfängst, die Angst zu katastrophisieren, gibst du ihr mehr Macht, als sie haben müsste. Dieses Katastrophisieren führt zu einer negativen Konditionierung, durch die die Angst in Stein gemeißelt wird.
Falsch verstandene Akzeptanz
Akzeptanz bedeutet nicht, dass du dich jetzt zur Ruhe setzen kannst, weil du dein Schicksal akzeptiert hast.
Ich sehe sehr oft, dass Betroffene nicht die Angst akzeptieren, sondern ihren Kampf mit der Angst akzeptieren.
Sie haben akzeptiert, dass sie jetzt wohl ihr ganzes Leben darunter leiden werden.
Das ist keine Akzeptanz, sondern Resignation!
Angststörung-Grundpfeiler Nr.2: Gedanken
Du denkst zwischen 60000 und 80000 Gedanken am Tag. Der Großteil dieser Gedanken kommt und geht ohne deinen aktiven Einfluss.
Das heißt auch, dass du nicht weniger und nicht positiver denken kannst. Die Ausnahmen sind natürlich die Gedanken, die du aktiv aufrufst.
Weniger oder positiver zu denken sollte aber auch gar nicht dein Ziel sein. Das Problem liegt nicht darin, dass du zu viel oder zu negativ denkst, sondern das du dich an diesen Gedanken festklammerst und sie als Wahrheit annimmst.
Glaube nicht alles was du denkst!
Gedanken haben erst Macht über dich, wenn du sie für dich als Wahrheit annimmst.
Dein Ziel ist es, deine Gedanken nur zu beobachten und dann selbst zu entscheiden, auf welche Gedanken du dich einlässt. Zurzeit werden dir deine Gedanken aufgezwungen.
Auch wenn sich ein ängstlicher Gedanke an deiner Kontrolle vorbeischleicht, musst du immer eines im Hinterkopf behalten:
Angst bezieht sich immer auf eine Situation, die eintreffen KÖNNTE.
Wenn du raten müsstest: wie oft ist eine Person, die Angst davor hat, in der Öffentlichkeit ohnmächtig zu werden, schon ohnmächtig geworden?
Die Chancen stehen sehr gut, dass diese Person noch nie ohnmächtig geworden ist und auch nie ohnmächtig werden wird.
Angst ist eine Illusion und deine Gedanken spielen dir einen Streich.
Doch wie lernst du, nicht jeden Gedanken auf die Goldwaage zu legen?
Durch Achtsamkeitstraining.
Je höher deine Achtsamkeit, desto besser kannst du deine Gedanken bewertungsfrei beobachten. So haben sie keinen Einfluss mehr auf dein Leben.
Regelmäßige Meditation hat bei mir einen großen Teil meines Heilungsprozesses ausgemacht.
Das liegt daran, dass die negativen Gedanken bzw. das Festhalten daran, das größte Problem an einer Angststörung sind.
Angststörung-Grundpfeiler Nr.3: Atmung
Ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist, aber jede Veränderung deiner Stimmung geht mit einer Veränderung deiner Atmung einher.
Bist du entspannt, atmest du tief, lang und ruhig. Ängstlichkeit zeigt sich in einer schnellen und flachen Atmung.
Das Gute daran ist: wenn du deine Atmung aktiv veränderst, kannst du deine Emotionen beeinflussen.
Wenn du in einer stressigen Situation aktiv lang und tief in den Bauch atmest, signalisierst du deinem Körper Entspannung und er schaltet ein paar Gänge herunter.
Probier einmal folgendes aus: Leg eine Hand auf deine Brust und die andere auf deinen Bauch. Mit welcher Hand nimmst du eine Bewegung wahr? Vermutlich mit der Hand auf deiner Brust.
Hab ich recht?
Heutzutage sind die meisten Menschen so gestresst, dass sie in die Brust atmen. Über diese "falsche" Atmung wird dein Körper aber nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Außerdem signalisierst du deinem Körper mit dieser Atmung, dass du dauerhaft gestresst bist, denn die Brustatmung ist eine Stressatmung.
Aus diesem Grund bietet es sich an, dass du die Brustatmung wieder verlernst und zur Bauchatmung zurückkommst.
Achte beim Atmen darauf, dass sich dein Bauch statt deiner Brust beim Einatmen nach außen wölbt. Je öfter du das Ganze übst, desto normaler wird es für dich.
Glaub mir, es lohnt sich.
Fazit
Diese drei Grundpfeiler brauchen zwar etwas Übung, sind aber meiner Meinung nach drei der effektivsten Methoden, die jeder, der mit Angst zu tun hat, in seine Routine aufnehmen sollte. Sie wirken nicht nur der Angst entgegen, sondern bringen allgemein mehr Qualität in dein Leben. Am Ende des Tages entscheidet die Umsetzung. Du hast die Wahl.
Andere Beiträge, die du unbedingt lesen solltest:
Meditation – Das mächtigste Werkzeug unserer Zeit?
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7 Comments
nini
3. Juli 2018Hallo,
ich kenne es, vor langer Zeit litt ich ebenfalls unter einer Angststörung und Panikattacken. Die Zeit war sehr schlimm und ich habe irgendwann auf dem Teppich gelegen und mir gewünscht, dass ich irgendwann wieder in einem Kaffee sitzen möchte – alleine und ohne Angst. Mit wünschen ist es aber nicht getan – die Konfrontation mit der Angst, das aushalten und durchstehen der Gefühle, die hochkommen, dass ist wirklich schwer. Das Bewusstsein zu entwickeln und zu akzeptieren, dass es Dinge gibt, die wir nicht hervorsehen oder beeinflussen können, dass ist eine sehr große Herausforderung. Wichtig ist zu verstehen, was passiert im Körper bei einer Panikattacke – warum reagiere ich so und nicht anders und mit der richtigen Atmung den positiven Effekt kennen zu lernen – ich kann es selbst beeinflussen und steuern. Mich hat immer besonders beschäftigt – es sieht mir Keiner an das es mir schlecht geht. Keiner bekommt den Anfall wirklich mit. An die Frauen – es kann auch an den Hormonen liegen. Einfach mal ein Angsttagebuch über den Zyklus legen –
Ein harter Weg aber es gibt einen Weg – für Jeden! Danke für deinen Beitrag – die Aufklärung ist sooo wichtig.
Liebe Grüße
Nini von https://www.mamazeiten.com
Andre
4. Juli 2018Hey. Danke für deine netten und wahren Worte 🙂 Wie du bereits geschrieben hast, ist die Atmung ein sehr mächtiges Werkzeug, was von den meisten leider noch sehr unterschätzt wird (wenn sie es denn überhaupt auf dem Schirm haben). Ich wünsche dir weiterhin alles Gute auf deinem Weg.
LG Andre
Sarah Angela
16. August 2018TOP!!!! Sehr sinnig und aufschlussreich!
Was ich persönlich noch hinzufügen würde, wäre die Komponente der „Ich Stärkung“ auf allen Ebenen!
Nina
21. Juni 2019Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Ihre Lösungsansätze finde ich sehr gut. Man muss auf jeden Fall handeln und sich nicht der Angst überlassen.
Mit besten Grüßen,
Nina
Andre
22. Juni 2019Hallo Nina,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ohne zu handeln kommt man nicht weiter. Auch wenn es teilweise echt schwer ist, lernt man auf diesem Weg viel über sich selbst.
Madeleine
18. August 2019Sehr schöner Artikel. Schön, dass du schon auf der angstfreien Seite bist! Ich üb noch ein bisschen und dann komm ich nach ?.
Mir tut meditieren auch immer gut. Hab in den letzten Jahren auch schon viel über mich und meinen Körper gelernt. Vielleicht magst ja auch mal auf meinen Blog vorbei schauen. Ich werd mir deinen merken, find echt gut, was du schreibst. Viele Grüße, Madeleine
Andre
20. August 2019Angstfrei ist niemand. Die krankhafte Angst ist aber weg 😉 Ich warte an der Ziellinie auf dich.
Schaue gleich definitiv mal auf deinem Blog vorbei.
LG Andre
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